Gedanklich hatten wohl alle schon mit der Einsatzstelle vom Vorabend abgeschlossen. Doch am Freitagmittag änderte sich die Lage. Erneut erreichte den Ortsverband die Anforderung von der Feuerwehr Lemgo – Einsatzstelle Lagesche Straße. Zur ersten Erkundung und Abstimmung mit der Einsatzleitung wurde der Zugtrupp des Ortsverbandes Lemgo und der THW-Baufachberater aus Bielefeld alarmiert. Nach Inaugenscheinnahme der aktuellen Situation, wurde anschließend eine Bergungsgruppe des Ortsverbandes alarmiert, die kurze Zeit später mit dem Gerätekraftwagen 1 (GKW 1) an der Einsatzstelle eintraf.
Nachdem Mitarbeiter der Firma Fette GmbH mithilfe des Autokrans am Morgen in 35 Meter Höhe den Schaden am Schornstein genauer begutachtet hatte, stellte sich schnell heraus, dass ein Abtragen nicht möglich ist. Der Schornstein steht nur noch lose aufeinander. Dies bedeutet akute Einsturzgefahr! Auch jetzt ging die Sicherheit vor und die Fläche rund um den Schornstein wurde großflächig abgesperrt. Dabei unterstütze erneut die Bergungsgruppe aus Lemgo die Feuerwehr. Der Einsatzleiter der Feuerwehr, der Lemgoer Zugführer und die Mitarbeiter der Firma Fette GmbH berieten parallel über das weitere Vorgehen. Die größte Gefahr stellte nicht nur die Fallrichtung des Schornsteins dar, sondern auch die darunter liegenden fast vollen Heizöltanks. Auch der Netzbetreiber Wesernetz war an der Einsatzstelle eingetroffen um eine große Gasleitung unter der Lagesche Straße vorsichtshalber außer Betrieb zu nehmen.
Am frühen Nachmittag entschieden sich alle dafür, den Lemgoer Bürgermeister Dr. Reiner Austermann zu informieren. Dieser brach eine Klausurtagung ab und kehrte sofort nach Lemgo an die Lagesche Straße zurück. Mit Einbruch der Dunkelheit begann die Bergungsgruppe damit, die Einsatzstelle großflächig auszuleuchten. Während sich Einsatzleitung, Bürgermeister, THW und die Mitarbeiter der Firma Fette GmbH über das weitere Vorgehen berieten, wurden die knapp 17.000 Liter Heizöl aus dem Tank abgepumpt.
Gegen 17:00 Uhr stand dann fest – der Schornstein wird noch heute zu Fall gebracht! Der Abrissplan stand und alle Einsatzkräfte halfen bei der Vorbereitung. In die Einsatzstelle fuhren drei Forstschlepper, die über die eigenen Seilwinden jeweils bis zu acht Tonnen Last ziehen konnten. Dann kam erneut ein Autokran zum Einsatz. Die Einsatzkräfte befestigten mit Hilfe des am Autokran hängenden Arbeitskorbes ein 100 Meter langes Stahlseil am oberen Teil des Schornsteins, dass wiederum parallel zum Boden an den Schleppern befestigt wurde.
Im Anschluss kappten die Stadtwerke Lemgo die Stromversorgung, das Gebiet wurde weiträumig geräumt und die Polizei stoppte den Verkehr rund um die Lagesche Straße. Die Schlepper fuhren an – Stille – alle schauten nur noch in Richtung des Schornsteins. „Es ist geplant, dass der obere Teil des Schornsteins einfach umklappt, aber wir können nicht sagen, ob das wirklich funktioniert. Im schlimmsten Fall stürzt dieser in den dahinterliegenden Gebäudeteil oder quer auf die Straße!“, so ein Mitarbeiter der Firma Fette GmbH. Die Schlepper fuhren weiter nach vorne, ein lautes knacken und das Geräusch von herunterfallenden Trümmerteilen schallte durch die Straße. Der obere Teil wankte kurz nach hinten bevor er wie geplant seitlich umklappte. Die Außenhülle hat den oberen Teil gehalten und einen Fall auf die Straße verhindert. Alle atmeten einmal kräftig auf und waren zufrieden, dass alles geklappt hatte.
Nachdem sich der Staub gelegt hatte fuhren erneut Einsatzkräfte mit der Drehleiter der Feuerwehr zum „Knickpunkt“ des Schornsteins um sicherzustellen, dass keine weiteren Teile herunterfallen konnten.
Die Bergungsgruppe begann anschließend mit dem Rückbau der Ausstattung und stellt gegen
20:30 Uhr die Einsatzbereitschaft wieder her.
An dieser Stelle möchte sich der Ortsverband für die tolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bedanken. Nur so konnte ein Reibungsloser und sicherer Ablauf realisiert werden!
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Text & Fotos: Jennifer Reineke